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Das Gebiet der Sorben und Wenden

Bildurheber: Niederschlesischer Oberlausitzkreis/Dagmar Bilke

Bereits im 6./7. Jahrhundert kamen als Folge der Völkerwanderung über ein Dutzend Slawen-Stämme, die von den Germanen "Wenden" genannt wurden, in das nahezu siedlungsleere Gebiet östlich der Elbe und Saale. So nahmen die Lusizer, welche der Gegend ihren Namen gaben, die Niederlausitz und die Milzener die Oberlausitz in Besitz. Mit der deutschen Ostexpansion, im Zeitraum vom 8. bis 12. Jahrhundert, verloren alle westslawischen Volksgruppen zwischen Ostsee und Erzgebirge ihre Unabhängigkeit. Im Verlaufe der weiteren deutschen Expansion und Kolo- nisation wurden die meisten Stämme von ihnen im Machtkampf der Nationen zur Aufgabe ihrer nationalen Eigenständigkeit gezwungen. Die Sorben hielten der deutschen Obrigkeit stand, erweiterten ihr Siedlungsland durch Kultivierung neuer Bodenflächen, bewahrten allen Germanisierungsversuchen zum Trotz ihre Sprache und Kultur und entwickelten eine eigenständige Schrift. Heute zählen die Sorben / Wenden zu den wenigen Ausnahmen, die sich als nationale Minderheit in Deutschland behauptet haben. Wobei die Bezeichnung Minderheit nicht ganz richtig ist. Zur Wahrung der Rechte der Sorben / Wenden wurde der Verband der Domowina ge- gründet.

Bildurheber: Volker Ettelt / Stadt Vetschau

Die Wenden blicken auf ein 450 Jahre altes sorbisches Schrifttum zurück und Wenden sind keine Minderheit eines Volkes, sondern eine eigenständige slawische Nation. Mit etwa 60000 Angehörigen bilden sie jedoch auf Grund ihrer eigenständigen Kultur und ihrer traditionellen Bräuche einen historisch herausragenden Bestandteil in der Geschichte der Lausitz und eine Besonderheit im regionalen Alltagsleben. So wundern sich unkundige Besucher zwischen Spreewald und Oberlausitzer Bergland oft über die Zweisprachigkeit der Orts- und Hinweisschilder, welche für Einheimische als selbstverständlich gilt.


Als Zentrum der niedersorbischen Lebensweise kann man den Spreewald bezeichnen. Hier sind die niedersorbische Sprache und das sorbische Brauchtum am tiefsten verwurzelt geblieben. Jährlich finden vielfältige, traditionelle Volksfeste statt, farbenprächtige Anziehungspunkte für Besucher von nah und fern. Teilweise sind viele der Bräuche, welche in der sorbischen Kultur ihren Ursprung haben, von der deutschen Bevölkerung übernommen worden. Als bekannteste Beispiele hierfür kann man das Ostereiermalen und das Osterreiten nennen. Doch auch das Zampern, Maibaumstellen, Hahnrupfen sowie Erntedankfeste haben zumindest in der Lausitz eine weite Verbreitung gefunden.

Nach der politischen Wende 1989 erfuhren die Sorben/Wenden neben der moralischen Unterstützung auch finanzielle Förderung. So haben sich sowohl die Landesregierungen von Brandenburg und Sachsen als auch die Bundesregierung, zu der Bewahrung der sorbischen Lebensweise bekannt und eine "Stiftung für das sorbische Volk" gegründet. Dies sollte jedoch nicht über grundsätzliche Schwierigkeiten hinwegtäuschen. Vor allem die niedersorbische Sprache ist vom Aussterben akut bedroht und bedarf besonderer Aufmerksamkeit und Förderung, um sie den kommenden Generationen zu bewahren.

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